Christinnen und Christen unterteilen ihre Heilige Schrift in zwei Teile. Einen Teil haben sie aus dem Judentum übernommen. Diesen gab es also schon, als Jesus auf die Welt kam. Er besteht in sich aus vielen Büchern, die im Laufe der Zeit als wichtige Schriften gesammelt wurden. Den anderen Teil schrieben christliche Autorinnen und Autoren. Sie nannten die Sammlung jüdischer Bücher „Gesetz und Propheten“, denn Christinnen und Christen glauben: Jesus hat erfüllt, was das Gesetz fordert. Er ist der Messias, den die Propheten angekündigt haben. Als das Christentum immer mehr eine eigene Religion wurde, gab es diesem ersten Teil seiner Heiligen Schrift einen eigenen Namen. Heute werden verschiedene Begriffe verwendet. Alle haben Vor- und Nachteile oder können unterschiedlich gedeutet werden. Hier sind die Begriffe, die auf religionen-entdecken.de verwendet werden:
Tanach
Der Tanach ist die Heilige Schrift der Jüdinnen und Juden. Der Name stammt von den Anfangsbuchstaben der drei Teile, die er umfasst. Das T steht für die Tora, die fünf Bücher Mose. Das N steht für Newiim, Hebräisch für die Propheten. Das Ch entspricht dem hebräischen Buchstaben für K und ist der Anfang von Chetuwim, Hebräisch für Schriften. Das sind verschiedene Schriften. Dazu gehören die Psalmen und die Sprüche, die Bücher von Ruth, Esther und Daniel, die Chronikbücher und noch einige andere. Diese Texte sind in Hebräisch und Aramäisch geschrieben. Auch heute werden die Texte im jüdischen Gottesdienst im Original auf Hebräisch und Aramäisch laut gelesen, je nach Synagogen-Brauch ergänzt durch eine deutsche Übersetzung. Die einzelnen Teile des Tanach sind sehr alt und entstanden lange vor dem Christentum.
Da Jesus selbst Jude war, galten diese Schriften auch für ihn. Selbstverständlich war der Tanach auch für die Christinnen und Christen eine heilige Schrift. In ihren Gottesdiensten lasen sie aus den jüdischen Schriften und den christlichen, die neu entstanden. Alles zusammen nannten sie „Biblia“, die Bücher.
Daraus wurde das deutsche Wort Bibel. Jüdinnen und Juden übernahmen teilweise diesen Begriff und nennen den Tanach zusätzlich „Hebräische Bibel“. Die Reihenfolge der Schriften unterscheidet sich im Judentum und Christentum an manchen Stellen. Und sie haben zum Teil unterschiedliche Namen. Zum Beispiel tragen die biblischen Bücher im ersten Teil der christlichen Bibel keine hebräischen Namen, sondern Namen aus dem Lateinischen oder Griechischen. Aber es sind dieselben jüdischen Schriften, die die Basis für den christlichen Glauben bilden.
Allerdings gab es immer eine Gruppe unter den christlichen Gläubigen, die die jüdischen Wurzeln des Christentums vergessen machen wollte. So sprechen zum Beispiel viele von der „christlichen Nächstenliebe“ und wissen nicht, dass das Gebot der Nächstenliebe im Tanach steht. Jesus zitiert es und nennt es zusammen mit dem Gebot, Gott zu lieben, „das höchste Gebot.“
Auf religionen-entdecken.de wird der Begriff „Tanach“ fast nur in Texten zum Judentum verwendet. Da ist klar, es handelt sich um die hebräische Bibel der Jüdinnen und Juden. In Texten zum Christentum tauchen verschiedene Namen auf.
Altes und Neues Testament
Vermutlich die bekanntesten Begriffe unter Christinnen und Christen. Sie nennen ihre Version des Tanachs „Altes Testament“. Testament bedeutet so viel wie Bund. In den Begriffen steckt also, dass es einen alten und neuen Bund mit Gott gibt.
Viele christliche Gläubige finden, dass darin auch die Verbindung zum Judentum erkennbar wird: Das Neue soll das Alte nicht ablösen, sondern beides ist wichtig, bloß ist das Alte zeitlich schon länger da. Aber einige kritisieren die Begriffe. Sie sagen: „Altes Testament“ hört sich so an, als sei es „veraltet“ und nicht mehr aktuell.
Leider missbrauchen manche Menschen genau diese Begriffe, um den älteren Teil und das Judentum insgesamt schlecht zu machen. Deswegen haben sich einige Christinnen und Christen andere Namen für das Alte und Neue Testament überlegt.
Erstes und Zweites Testament
Auf der Suche nach passenderen Begriffen wurden die Namen Erstes und Zweites Testament vorgeschlagen. Das sollte verdeutlichen, dass der erste Bund nicht veraltet ist, sondern zeitlich zuerst da war. So wird auch klar: Ohne ersten Bund gibt es keinen zweiten. Deswegen haben auch wir bei religionen-entdecken.de lange diese Begriffe bevorzugt. Allerdings haben diese Namen sich nicht wirklich durchgesetzt. Der Nachteil dieser Begriffe ist, dass nach einem zweiten ja auch noch ein dritter Teil kommen könnte. Das ist für Christinnen und Christen aber ausgeschlossen.
Hebräische Bibel oder Bibel der Juden
Bei uns lest ihr in Texten zum Christentum manchmal auch „Hebräische Bibel“ oder „Bibel der Juden“. Mit diesen Begriffen wird schon deutlicher, woher die Texte kommen: Es ist eben die Bibel der Jüdinnen und Juden, die bei den Christinnen und Christen durch die Bücher des Neuen oder Zweiten Testaments fortgesetzt werden. Allerdings entspricht das „Neue“ beziehungsweise „Zweite“ Testament nicht genau dem Begriff „Bibel der Christen“. Denn die beinhaltet ja beide Teile.
Darüber hinaus zählen für die katholische und die orthodoxen Kirchen weitere Bücher dazu, die erst in den letzten beiden Jahrhunderten vor Christi Geburt entstanden. Evangelische Christinnen und Christen nennen diese „Apokryphen“. Für sie ist der Inhalt der „Hebräischen Bibel“ derselbe wie im „Alten“ beziehungsweise „Ersten“ Testament.
Der Begriff „Hebräische Bibel“ deutet auf die Sprache hin, in der ursprünglich der jüdische Text geschrieben wurde. Es gibt jedoch auch Texte, die in Aramäisch geschrieben sind. Und Christinnen und Christen verwendeten schon früh auch eine Übersetzung ins Griechische, später dann ins Lateinische – das war damals die Sprache, die viele konnten, so wie heute Englisch. Für viele Christinnen und Christen ist es heute nicht wichtig, die Texte in ihrer Originalsprache zu verstehen, für die meisten sind Übersetzungen in Ordnung.
auf religionen-entdecken.de
Bei religionen-entdecken.de schreiben einzelne Menschen Antworten auf eure Fragen. Sie entscheiden, welche Begriffe sie verwenden und warum. Es kann also sein, dass ihr all diese Begriffe lesen werdet in Texten übers Christentum. Das ist noch ziemlich viel und durcheinander, denn keine Bezeichnung passt perfekt. Du hast also selbst die Qual der Wahl, welche Worte du bevorzugst. Wir finden, niemand kann alles immer richtig machen. Hauptsache, man macht sich Gedanken und weiß, was hinter den Namen steckt.